Coming-out

Coming-out (englisch =“herauskommen“) ist der Prozess, in dem eine lesbische Frau oder ein schwuler Mann sich und seiner Umwelt gegenüber zu seiner Homosexualität bekennt. Dieser Prozess ist immer mit starken emotionalen und psychischen Spannungen verbunden. Es erfordert eine gewisse Maß von Mut, Selbstvertrauen, aber auch Vertrauen in die Umwelt, dass man zugibt, zu einer Minderheit zu gehören, die vermeintlich oder tatsächlich, von der Umwelt, oder sogar von dem Betroffenen selbst, als nicht normal oder verachtenswert betrachtet wird. Viele Betroffene betrachten ihre Phase im nachhinein als eine der wichtigsten Lebensabschnitte ihres Lebens. Dies wird nicht zuletzt auch in der zahlreichen Coming-out-Literatur deutlich, die oft auch eine Selbstreflexion der Autoren darstellen.

Eine positive Reaktion der Umwelt wirkt auf den Betroffenen erleichternd. Sie fühlen sich oft befreit und in ihr Selbstvertrauen bestätigt. Sie neigen dazu, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Eine negative Reaktion der Umwelt kann Stressreaktionen bei den Betroffenen auslösen, die bis zu extremen Konsequenzen führen können. Einer der prominentester Opfer, der nach seinem unfreiwilligen Outing sich das Leben nahm, war der Mathematiker Alan Turing.

Besonders Jugendliche sind in solchen Fällen gefährdet: zu den Pubertätsproblemen gesellen sich Fragen wie „Bin ich normal? Bin ich allein so?“ Dies verdeutlicht auch die erhöhte Selbstmordrate bei jungen Homosexuellen. Deswegen gibt es mittlerweile im deutschsprachigen Raum in allen größeren Städten Gruppen und Organisationen, die Hilfe und Selbsthilfe anbieten. Für ländliche Gegenden sind überregionale Organisationen, meist über Webseiten oder Telefondienste tätig.

Das Coming-out ist häufig ein langer, mitunter Jahre währender Prozess. Öffentliches Outing wie der des Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit findet eher selten und dann bei Prominenten statt. Meistens suchen Betroffene zunächst Informationen über Medien. Wenn sie selbstsicher genug fühlen, offenbaren sie sich Vertrauenspersonen. Ein offenbarendes Gespräch mit Eltern oder Verwandten erfolgt meist später.

Es gibt keinen definierten Abschluss für einen Coming-out-Prozess. Von völlig offenen bis zum weitgehend zurückgezogenen Leben reichen die Schattierungen. Kriterium ist, ob der Betroffene innerlich seine sexuelle Orientierung akzeptiert hat und sich selbst nicht verleugnet. Dabei ist zwischen dem Coming-out und dem Feststellen eigener sexuellen Orientierung zu unterscheiden. Jemand kann sich seiner homosexuellen Veranlagung bewusst sein oder sogar sexuelle Beziehungen zum selben Geschlecht haben und trotzdem Schuldgefühle oder Selbsthass empfinden.

Der Coming-out-Prozess ist nicht an ein bestimmtes Alter gebunden. Es gibt durchaus Fälle, wo Menschen in relativ hohem Alter sich ihren Familien offenbaren.

Coming-out ist auch nicht unbedingt ein einmaliger Prozess. Wann immer ein Betroffener in eine fremde Umgebung kommt (neuer Arbeitsplatz, Wohnort oder fremde Menschen, die er nicht auf Anhieb abschätzen kann, weil sie zum Beispiel aus anderen Kulturkreisen stammen) stellt sich für ihn die Frage, ob und wie er sich seiner Umgebung offenbart.

 

Quellen
Text: comingouthelp.de
Bild: pixabay.com